Vom Profi Mülltaucher zum Social Entrepreneur
Die letzten Monate waren aufregend und voller Veränderungen. Wir sind aus familiären Gründen nach Berlin gezogen und haben so die Möglichkeit wieder gemeinsam mit meinen geschätzten Co-Foundern in einer Stadt zu leben. Berlin bietet die besten Voraussetzungen für SirPlus, unser Social Startup gegen Lebensmittelverschwendung.
Wir sind sehr glücklich, wieder zurück zu sein und genießen die Nähe zu meinen Eltern und alten Freunden. Aber auch für SirPlus ist Berlin der ideale Standort mit seiner dynamischen Startup-Szene und allen Möglichkeiten die die Stadt bietet.
Der Dritte im Bunde
Ich bin sehr dankbar, vor 18 Monaten Alexander Piutti kennen gelernt zu haben. Alex ist Serial Entrepreneur und Unternehmensgründer und war auf der Suche nach einem Projekt, in das er sein Können und seine Erfahrungen aus 20 Jahren in der Techbranche & Startup Szene einbringen kann, um mitzuwirken die Welt positiv zu verändern. Bei unserem ersten Treffen war meine Vision für die Zukunft vom Lebensmittelretten und foodsharing limitiert. Ich glaubte, es wäre das effektivste im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung, die foodsharing Bewegung weiterhin auf komplett freiwilliger bzw. ehrenamtlicher Basis auszubauen.
Als wir uns Sommer 2016 erneut trafen, war Alexander noch immer auf der Suche nach einem Thema wo er möglichst viel Impact, also positive Wirkung erzielen kann. Nach einigen Treffen beschlossen Martin Schott (mein langjähriger Freund und Co-Founder von SirPlus) und ich, Alex anzubieten, unser dritter Co-Founder zu werden.
Wir ergänzen uns perfekt und aus unserem super Duo wurde ein starkes Trio, insbesondere weil Alex einen komplett anderen Hintergrund hat als wir. Alex bringt viel Lebenserfahrung, Leidenschaft und technisches Know-how mit sowie seinen Erfahrungsschatz aus dutzenden Unternehmensgründungen. Außerdem hat er in den letzten 10 Jahren ein gigantisches Netzwerk aufgebaut aus Menschen die Ihrer Arbeit mit Freude nachgehen, Profis auf ihrem Gebiet sind und einen Entrepreneur- & Gründer-Spirit haben. Alex half uns dabei, unsere ursprüngliche Vision einer Plattform für weltweites Teilen und Retten von Allem, auf das für uns Wesentliche bzw. Wirkungsvollste zu reduzieren. Das Ergebnis war, den Fokus (erneut) auf das Retten von Lebensmitteln zu legen, nicht nur weil wir uns mit dem Thema der Lebensmittelverschwendung bereits seit Jahren beschäftigten, sondern auch weil wir sicher sind damit am meisten bewirken zu können. Zusammen mit Alex schärften wir die Vision unserer gemeinsamen Unternehmung um die größtmögliche Wirkung zu erzielen und den Wandel hin zu einem nachhaltigeren Umgang mit den Ressourcen unserer Erde voranzutreiben.
Vorstellung von unserem Impact Startup auf der “Bits & Pretzels” Konferenz
Dank Alex hatte ich die Ehre, im September 2016 auf der eindrucksvollen Hauptbühne von „Bits and Pretzels“, dem größten deutschen Gründer-Festival, nur Stunden nach der brillanten Eröffnungsrede von Kevin Spacey eine Präsentation über SirPlus (damals noch Sharecy) geben zu dürfen. Ich liebe zwar Herausforderungen, aber nach 300 Präsentationen, Reden und Vorträgen, die ich in den letzten fünf Jahren ohne Power-Point-Folien hielt, muss ich mich noch an den Projektor gewöhnen, ich bleibe dran, versprochen 😉 .
Während der Bits & Pretzels-Konferenz knüpften wir viele Kontakte und tauchten ein in eine für uns völlig neue Sphäre aus Gründern, Investoren und Techies, welche die Welt auf die ein oder andere Weise verändern wollen. Matthias Helfrich, ein freundlicher und offener Investor und Berater, der sich für unsere Idee von SirPlus interessierte, war der erste -, wir begegneten uns schon auf dem Weg zur Konferenz im Bus. Zurück in Berlin, trafen wir uns erneut und seitdem unterstützt er uns mit gutem Rat und Kontakten. Außerdem wurde er SirPlus´s erster finanzieller „initial supporter“, da er an unsere Vision glaubt und uns aktiv unterstüzten möchte!
Es war ein großartiges Gefühl, nach fünf Jahren Leben ohne Geld, während derer uns viele Menschen indirekt mit Geld unterstützten, nun von einem Menschen, der an unsere Sirplus-Idee glaubt, ein Startkapital zu erhalten.
Um unseren food-outlet Laden zu realisieren, benötigen wir aber noch weiteres Geld und suchen noch UnterstützerInnen, die uns in dieser Anfangsphase Rückenwind geben wollen. Bis zum 02. Juni 2017 kann man uns einfach und unkompliziert mit kleineren und größeren Beträgen per Crowdfunding unterstützen www.startnext.com/sirplus
SirPlus nimmt Gestalt an
In den letzten Monaten haben wir uns mit unzähligen Menschen in Berlin getroffen, unser Vorhaben vorgestellt, uns beraten lassen, gebrainstormed, Partner gefunden und immer wieder an unserem Konzept gefeilt. Wir haben viel Zuspruch erhalten und wurden bestärkt darin auf dem richtigen Weg zu sein, dass es nun an der Zeit ist, auf professionellen Niveau der Lebensmittelverschwendung entgegenzutreten. Wir haben mit Non-Profit-Organisationen, UnternehmerInnen, CEO’s, InvestorInnen, Geschäftsleuten, WissenschaftlerInnen, LogistikerInnen, EinzelhändlerInnen und vielen anderen gesprochen, Partnerschaften angeschoben und so einen guten Überblick über die Lage am Markt gewonnen. Aus allen Treffen und Veranstaltungen haben wir viel gelernt und sind vollster Vertrauen, dass unser Impact Business in Partnerschaft mit allen Beteiligten der Lebensmittel-Wertschöpfungskette die Welt zu einem besseren Ort machen wird.
Vielen Monate standen wir mit dem Finanzamt im Austausch und haben es trotz professioneller Hilfe bisher nicht geschafft unsere Unternehmung als gemeinnützig anerkennen zu lassen. Obwohl wir es auf verschiedenste Arten und Weisen probiert haben, ist das Finanzamt nicht unserer Meinung, dass der Verkauf bzw. Handel von nicht perfekten oder abgelaufenen Lebensmitteln als Maßnahme zum Umweltschutz gilt. Dies und weitere Punkte haben uns dazu veranlasst mit einem Impact Venture Startup loszulegen, welches ein klares, skalierbares Geschäftsmodell hat und sich baldmöglichst selber tragen kann. Der Gewinn wird großteils für das Ziel von SirPlus – der Reduzierung der Lebensmittelverschwendung – reinvestiert, um möglichst viel bewirken zu können, also größtmöglichen Impact zu erzielen. Wir planen dann im zweiten Schritt eine vom Finanzamt anerkannte gemeinnützige Körperschaft zu gründen, die u.a die Software für soziale und gemeinnützige Organisationen zur Verfügung stellt, Bildungs- und Lobbyarbeit betreibt uvm.
Es zeigte sich, dass ein reiner online Marktplatz für überschüssige Lebensmittel der zweite Schritt vor dem Ersten wäre und das Erreichen unserer Ziele gefährden würde. Es wurde deutlich, dass trotz unserer Prämisse „think big“ zunächst ein offline-Ansatz in Form von einem Food Outlet Laden sowie dem dazugehörigen Lieferservice und einem Online Shop der richtige Weg ist, um unser Konzept als Keimzelle zu starten, später zu skalieren um dann Größeres zu bewirken!
Ich erinnere mich, wie ich März 2012 die Lebensmittelretten-Bewegung (heute foodsharing) mit nur einem einzigen kooperierenden Laden gründete. Heute sind wir 23.000 Foodsaver, die täglich 1.000 Abholungen in über 3.000 Betrieben durchführen und so schon 7 Mio. Kilogramm Lebensmittel gerettet haben. Auf diese Erfolgsgeschichte möchten wir nun mit einem sich selbst tragenden Geschäftsmodell, mit SirPlus, aufbauen, um größere Mengen überschüssiger Lebensmittel vor der Vernichtung zu bewahren und sie dadurch in den Kreislauf zurück zu bringen. Dabei möchten wir Bewusstsein für die globale Dimension der Lebensmittelverschwendung schaffen und alles in unserer Kraft stehende tun, dass alle Menschen genügend zu essen haben und auch zukünftige Generationen sich auf diesem einzigartigen Planeten entfalten können.
Food Outlet Laden in Berlin
Die Idee eines Lebensmittel-Outlets und der Rettung von Nahrungsmitteln, welche wegen unpassender Form und Größe oder anderer Ausschlusskriterien vom Handel aussortiert werden, kam mir bereits vor zwei Jahren. Es war eine schwere Zeit. Meine Familie und ich mussten aus unserem Zimmer ausziehen, weil die freundliche Familie, die es uns während meines Geldstreiks überlassen hatte, wegzog. Ich musste mein Wertesystem überdenken, meine Prioritäten neu ordnen und der Tatsache Rechnung tragen, dass sich meine wunderbare Frau Nieves und unsere Kinder Alma und Noam aufgrund meiner zu engen Vorstellungen einer unschönen und instabilen Lebenssituation befanden. Ich war damals noch zu sehr gefangen und dogmatisch hinsichtlich dem Umgang mit Geld und brauchte Zeit, mich aus diesem selbstauferlegten Korsett zu befreien.
Ich bin dankbar, dass ich mich freigemacht habe und mittlerweile grenzenloser denken und handeln kann. Ich danke all den wunderbaren Menschen, die mir auf diesem Weg geholfen haben und an mich glaubten – besonders meiner Frau Nieves, die ich sehr liebe. Für ihre Geduld, Ausdauer und bedingungslose Liebe. Nieves hat mich vertrauensvoll unterstützt, ermutigt loszulassen, nicht zu erstarren, Veränderung zuzulassen, um mir selbst treu zu bleiben. Nur wer sich ändert bleibt sich treu.
Nach mehr als 15.000 Stunden ehrenamtlichem Einsatz für mehr Wertschätzung von Lebensmitteln seit Januar 2010 freue ich mich darauf auch zukünftig mit meinem Wirken für weniger Verschwendung zu sorgen und gleichzeitig meiner Familie und vielen anderen einen sicheren und stabilen Lebensalltag mit einer sinnstiftenden Tätigkeit zu ermöglichen.
Lebensmittelretten 2.0 – Wir suchen passionierte Menschen für unser Team
Mittlerweile bin Ich bereit, mit der ‚Lebensmittelretten-Revolution 2.0‘ durchzustarten. Meine Co-Founder und ich freuen uns auf Menschen die sich aus ganzem Herzen für die Sache einbringen, uns helfen und unterstützen möchten! Wir suchen Menschen die gemeinsam mit uns und mit Hilfe eines praktikablen und nachhaltigen Konzeptes Großes bewegen wollen, um die ganzheitliche Wertschätzung und Nutzung aller Lebensmittel voranzubringen und so Hunger und Ungerechtigkeit zu reduzieren.
Im Sommer 2017 werden wir mit dem ersten Food Outlet Laden in Berlin sowie dem dazugehörigen Same-Day-Delivery in Berlin bzw. normalen Versand nach ganz Deutschland durchstarten und dafür suchen wir qualifizierte und motivierte Menschen, die Teil unseres Teams werden möchten. Als PraktikantIn, VolontärIn, finanzielle/r UnterstützerIn, NetzwerkerIn, Social-Media-ExpertIn, LKW-FahrerIn, LagermeisterIn, BeraterIn, Einzelhandelskaufmann/frau, BuchhalterIn, FilialleiterIn, FundraiserIn, DesignerIn, ProgrammiererIn, LogistikerIn und vieles Andere. Auch wenn wir nicht von Anfang an Gehälter zahlen können, werden wir alles dransetzen, bald faire und gerechte Löhne zu zahlen.
Schreibt uns bitte eine Email mit eurer Motivation, euren Fähigkeiten, Qualifikationen und dem Bereich, in dem Ihr euch gerne einbringen bzw. arbeiten wollt.
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Bitte teilt dies mit so vielen Interessierten wie möglich! Dank euch für die Unterstützung!
Herzlichst euer Raphael